Das Nabelschnurblut kann bei Behandlung von folgenden Krankheiten verwendet werden:
1. Maligne hämatologische Erkrankungen
-
- Leukämie
- Akute Lymphatische Leukämie (ALL)
- Akute Myeloische Leukämie (AML)
- Lymphome
- Hodgkin-Lymphom
- Ausgewählte Non-Hodgkin-Lymphome wie Burkitt-Lymphom, Follikuläres Lymphom
- Myelome
- Multiples Myelom (MM)
- Myelodysplastische Syndrome (MDS)
- Leukämie
2. Erworbene Bluterkrankungen (nicht bösartig)
- Aplastische Anämie
3. Angeborene Bluterkrankungen (nicht bösartig)
- Thalassämie
- Angeborene hämolytische Anämie (Sichelzellenkrankheit)
- Fanconi-Anämie
- Blackfan-Diamond-Anämie (DBA)
4. Erworbene Immunerkrankungen
- Multiple Sklerose (MS)
- Systemischer Lupus erythematodes (SLE)
5. Angeborene Immunerkrankungen
- Lazy-Leukozyten-Syndrom
- Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS)
6. Onkologische Erkrankungen – bösartige solide Tumoren
- Ewing-Sarkom
- Neuroblastom
- Rhabdomyosarkom
- Thymom
- Wilms-Tumor (Nephroblastom)
7. Stoffwechselstörungen
- Osteopetrose
- Tay-Sachs-Syndrom
- Gaucher-Krankheit
- X-chromosomale Adrenoleukodystrophie (X-ALD)
8. Strahlenkrankheit
Autologe Transplantation
(Spender und Empfänger ist dieselbe Person)
Autologe (körpereigene) Transplantation bedeutet, dass Stammzellen, die von dem Patienten selber stammen, bei ihm zur Behandlung eingesetzt werden. Diese Transplantation ist während des ganzen Lebens der Patienten möglich.
Der Patient erhält also „seine eigenen Blutstammzellen“ zurück und daher ist autolog Synonym für körpereigen. Der größte Vorteil ist es, dass der Körper und das Nabelschnurblut gegeneinander nicht kämpfen und deshalb treten bei der körpereigenen Transplantation keine Komplikationen auf – was jedoch im Falle der Fremdspender-Transplantation der Fall sein könnte. Autologe Transplantation ist verträglicher und wurde bereits häufiger als Fremdspender-Transplantation eingesetzt.
Nabelschnurblutstammzellen von eineiigen Zwillingen sind gleichwertig dem Blut, das nach der Geburt für die Person selbst gesammelt wird. Beide sind genetisch ident.
Eigenes Nabelschnurblut ist bei allen Behandlungen einsetzbar, bei welchen man ebenfalls eigenes Knochenmark oder die Stammzellen aus peripherem Blut einsetzen kann. Die Anwendung von Stammzellen aus Nabelschnurblut stellt der behandelnde Arzt gemeinsam mit dem Transplantationszentrum fest.
Eigenes Nabelschnurblut wurde bereits bei folgenden Erkrankungen verwendet: erworbene aplastische Anämie, Neuroblastom, akute lymphoblastische Leukämie, Medulloblastom, Retinoblastom, myelodysplastischen Syndrom und andere Krebsarten. Eigenes Nabelschnurblut ist jedoch auch bei anderen Krankheiten einsetzbar.
Obwohl das eigene Nabelschnurblut viele Vorteile aufweist, ist es manchmal notwendig, das Nabelschnurblut vom Geschwister oder von fremder Person für die Heilung zu verwenden – vor allem bei genetischen Krankheiten, wo eigenes Nabelschnurblut keine optimale Lösung darstellt.
Die Anwendung von eigenem Nabelschnurblut ist sowie bei Kindern als auch bei Erwachsenen möglich. Mit dem zunehmenden Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der Anwendung, weil ebenfalls die Anzahl an Diagnosen stetig steigt, die mit Stammzellen behandelt werden können. Die Summe der autologen (körpereigenen) Transplantationen ist heutzutage höher als die Summe der Spender-Transplantationen. Das Verhältnis weltweit liegt bei ungefähr 60:40 zugunsten den autologen (körpereigenen) Transplantationen. Nachdem sich die Summe der Stammzelleneinlagerungen konstant erhöht (derzeit in Europa und USA ungefähr 2,5 Millionen), rechnet man ebenso mit der steigenden Summe an Behandlungskrankheiten.
Das Potenzial von Stammzellen aus eigenem Nabelschnurblut können nur diejenigen Kinder nutzen, die vor kurzer Zeit angeboren sind, weil die Familien-Nabelschnurblutbanken erst nur zwei Jahrzehnten existieren. Die Einsetzungshäufigkeit der Stammzellen erhöht sich auch dank der steigenden Menge der klinischen Studien und der steigenden Anzahl an Diagnosen, die mit Stammzellen aus Nabelschnurblut geheilt werden können.
Allogene Geschwistertransplantation
(Nabelschnurblut-Transplantation von einem Geschwister)
Nabelschnurblut, das in der Familiennabelschnurblutbank eingelagert wurde, kann auch für Geschwister eingesetzt werden. Im Vergleich zur Transplantation vom Fremdspender erzielt die Geschwister-Transplantation deutlich bessere Behandlungsergebnisse und viel niedrigeres Risiko schwerer Komplikationen während und nach der Transplantation. Diese Anwendungsmöglichkeit besteht unter bestimmter Bedingung und zwar – wenn der Empfänger und der Spender kompatible Gewebemerkmale, ähnlich wie bei der Blutgruppen-Kompatibilität, haben. Diese Gewebemerkmale, die übereinstimmen müssen, werden als HLA Antigene bezeichnet.
Die Anwendung ist geeignet für:
- Geschwister des Kindes, von welchem das Nabelschnurblut eingelagert wurde. Die Bedingung ist die volle Kompatibilität. (Statisch sind es ungefähr 25 % der Geschwister. Es handelt sich um eine viel höhere Wahrscheinlichkeit der Übereinstimmung im Vergleich zur Fremspender-Suche.) Diese Anwendung gilt als ideale Quelle im Falle der Notwendigkeit einer Stammzelltransplantation.
- Geschwister des Kindes im Falle der Haploidentität (weitere 2/4 der Geschwister), wenn kein geeigneterer Spender vorhanden ist,
- Mutter des Kindes (haploidentische Transplantation mit der NIMA-Teilung), wenn kein geeigneterer Spender vorhanden ist,
- Vater des Kindes (haploidentische Transplantation), wenn kein geeigneterer Spender vorhanden ist,
- andere Verwandte (unter bestimmten Umständen könnte man das Nabelschnurblut bei der haploidentiten Transplantation für entfernte Verwandte einsetzen)
Haploidentische Transplantationen sind für das gesamte Transplantationsteam ziemlich anspruchsvoll. Die Vorreiter bei diesen Arten von Transplantationen sind Transplantationszentren in den USA und in Deutschland.
Die Ergebnisse von bereits durchgeführten Transplantationen zeigten, dass für hämatopoetische Stammzellen die Geschwister-Präparate am meisten geeignet sind – falls das Kind Stammzellen benötigt und die Gewebemerkmale übereinstimmen.
Cord Blood Center Group unterstützt die Geschwister-Transplantationen indem es kostenlose Nabelschnurblutabnahmen für Neugeborene von bereits erkrankten Geschwistern anbietet. Teilnahmeberechtigt sind Familien bei denen ein Kind von einer Erkrankung betroffen ist, bei der die Behandlung mit Fremd-Stammzellen helfen kann. Wenn die Mutter erneut schwanger wird, bieten wir die Nabelschnurblutabnahme, Verarbeitung, Kryokonservierung und Lagerung für die ersten 10 Jahre kostenlos für das neugeborene Baby an. Dies wird in Kooperation mit den behandelnden Ärzten durchgeführt.
Allogene unverwandte Transplantation
(Nabelschnurblut-Transplantation von einem Fremdspender)
Unverwandte Transplantationen bedeuten, dass die Zellen eines gesunden Spenders verwendet werden. Das geht aber nur wenn Empfänger und Spender kompatible Gewebemerkmale, ähnlich wie bei Blutgruppen, haben. Diese Gewebemerkmale werden als HLA Antigene bezeichnet. Man unterscheidet bei allogenen Transplantation, ob der Spender verwandt oder nicht verwandt mit dem Empfänger ist. Daher ist allogen Synonym für fremd.
Manche Eltern entscheiden sich, dass das Nabelschnurblut des Kindes für die eigene Familien-anwendung nicht eingelagert werden soll. Sie spenden es in das öffentliche Register der Spender. In diesem öffentlichen Register steht das Transplantat allen potentiellen Patienten im Not zur Verfügung. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass im Falle des Bedarfs kein Recht zur Anwendung des Transplantats der Familie zusteht.
Nabelschnurblut-Transplantate aus dem öffentlichen Register werden bei der Leukämie-Heilung der Kinder und Erwachsenen, bei genetischen Blutbildungsstörungen oder bei den metabolischen Störungen der Kinder eingesetzt. Es gelten bestimmte Bedingungen, die bei der öffentlichen Spende einzuhalten sind.
Erfolgreiche Anwendungen der blutbildenden Stammzellen:
Krankheit / Erkrankungsgruppe |
Nabelschnurblut | Andere Quelle der blutbildenden Stammzellen | ||
körpereigen (autolog) | Geschwister oder Fremd-Spender (allogen) | körpereigen (autolog) |
Geschwister oder Fremd-Spender (allogen) |
|
Onkologische Erkrankungen | ||||
Neuroblastom | JA | EXP | JA | EXP |
Hirntumore | JA | EXP | JA | EXP |
Ewing-Knochensarkom | JA | EXP | JA | EXP |
Andere Solide Tumore | JA | EXP | JA | EXP |
Myeloproliferative Erkrankungen (MPD) | ||||
Lymphome | JA | JA | JA | JA |
Multiples Myelom | JA | JA | JA | JA |
Myelodysplastisches Syndrom | JA | JA | NEIN | JA |
Bildungsstörung roter Blutkörperchen | ||||
Erworben (Aplastische Anämie) | JA | JA | NEIN | JA |
Angeboren (Fanconi-Anämie) | NEIN | JA | NEIN | JA |
Akute Leukämie | ||||
Akute lymphoblastische Leukämie (ALL) | JA | JA | JA | JA |
Akute Myeloblastenleukämie | JA | JA | JA | JA |
Chronische Leukämie | ||||
Chronisch lymphatische Leukämie (CLL) | JA | JA | JA | JA |
Chronisch-myeloische Leukämie | EXP | JA | EXP | JA |
Phagozytische Störungen | NEIN | JA | NEIN | JA |
Erworbene Stoffwechselstörungen | ||||
Leukodystrophie (genetisch bedingte Stoffwechselkrankheit) | NEIN | JA | NEIN | JA |
Mukopolysacharidosen | NEIN | JA | NEIN | JA |
Angeborene Bildungsstörungen der Blutkörperchen (Erythrozyten) | ||||
Diamond-Blackfan-Syndrom | NEIN | JA | NEIN | JA |
Sichelzellenanämie | NEIN | JA | NEIN | JA |
Angeborene Stoffwechselstörungen (SCID) = Immundefekte | NEIN | JA | NEIN | JA |
Sonstige angeborene Erkrankungen | NEIN | JA | NEIN | JA |
Autoimmunkrankheiten | JA | EXP | JA | EXP |
Anmerkungen:
- Nur bei risikoarmen Untertypen der Erkrankung, bei risikoreichen Untertypen werden Blutzellen von Geschwister bevorzugt oder von anderer HLA-kompatiblen Person falls vorhanden
- Bei ALL wurde ebenso das eigene Nabelschnurblut erfolgreich angewendet
- Nur bei risikoreichen Untertypen der Erkrankungen
- Freigesetzt von Cord Blood Center Group
EXP. Experimentelle Stammzelltherapie (diese Krankheiten werden derzeit in klinischen Studien und Heiltherapien getestet)
Referenzen zur Literatur:
- The EBMT Handbook 2012, Hematopoietic Stem Cells Transplantation, 6th Revised Edition
- parentsguidecordblood.org
- viacord.com
- nationalcordbloodprogram.org
- clinicaltrials.gov
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26256941