Im März 2014 besuchte die Labors der Cord Blood Center Gruppe in der Slowakei einer der renommiertesten Stammzellforscher, Colin McGuckin. Als erster in der Welt züchtete er Leber-, Nerven- und Pankreasgewebe aus Stammzellen, die sich im Nabelschnurblut oder Nabelschnurgewebe befinden. Heute arbeitet Colin McGuckin zum Beispiel an Herstellung von Knochen aus körpereigenen Stammzellen von Kindern, die ohne oder mit einem gespaltenen Gaumen geboren wurden. Er ist Präsident des Forschungsinstituts für Stammzelltherapien („Cell Therapy Research Institute”) im französischen Lyon.
Durch seinen Besuch erhielt Cord Blood Center viele wertvolle Impulse:
„Die Verwendung von Stammzellen wird mit der Zeit zur üblichen Behandlungsart mehrerer Krankheiten. In einigen europäischen Ländern werden die Stammzellen bereits heute relativ häufig als Standardtherapie bei Menschen mit degenerativen Knochenerkrankungen angewandt. In solchen Fällen verwenden Ärzte Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark der Patienten um Knochengewebe herzustellen, das sie dann in den betroffenen Knochen implantieren. Das spielt eine entscheidende Rolle vor allem für Kranke, die Probleme mit Knien und Hüftgelenken haben. Außerdem haben sich in Europa mehr als zehntausend Menschen bereits einer Therapie mit Stammzellen aus dem Knochenmark unterzogen, die ihnen ins Herz implantiert waren.“
Laut McGuckin sei eines der ernsthaften Probleme im Bereich der Stammzellforschung die Tatsache, dass es in manchen Ländern überhaupt keine Forschung gebe.
„In den meisten afrikanischen Staaten, ausgenommen vielleicht der Republik Südafrika, großen Teilen Südamerikas, Asiens und immer noch auch in einer Vielzahl europäischer Länder wird keine Stammzellforschung durchgeführt. In unserem Institut sind wir es uns bewusst, dass solche Forschung finanziell aufwendig ist, viel Zeit erfordert und einen großen Koordinationssaufwand bedeutet. Keiner der europäischen Staaten kann es sich leisten, solche wissenschaftlichen Untersuchungen auf eigene Faust zu machen. Wir sind davon überzeugt, dass wir diese Forschung europaweit betreiben müssen. Wir bemühen uns also ein Team von Experten und Expertinnen aus ganz Europa zusammenzustellen, damit wir von Labortests zu klinischen Studien übergehen können,“
erklärte McGuckin, der glaubt, dass die Verwendung von Stammzellen künftig eine maßgebliche Rolle für die Behandlung vieler Krankheiten spielen wird.
„Als ich mit der Stammzellforschung begonnen habe, war es möglich, nur ein paar Krankheiten mithilfe der Stammzellen aus Nabelschnurblut zu behandeln. Heutzutage sind es schon mehr als 70 und über weitere 15 bis 20 Krankheiten laufen momentan noch klinische Studien. Die Verwendung von Nabelschnurblut hat zu einer Revolution in der Behandlung schwerer angeborener Krankheiten geführt, die man mit Stammzellen jetzt komplett heilen kann. Dank Stammzellen können auch Patienten mit Leukämie oder Immunerkrankungen wieder ganz gesund werden. Ich glaube nicht, dass die Stammzellen ein Allheilmittel sein werden, aber in der Zukunft werden sie ganz sicher die Lebensqualität von Menschen verbessern, die zum Beispiel einen Schlaganfall oder einen schweren Unfall erlitten haben,“
sagte McGuckin und fügte hinzu, dass die Stammzelltherapie auch dank Banken zugänglicher wird, die das Nabelschnurblut einlagern.
„Es kostet sehr viel Geld, eine Nabelschnurblutbank zu gründen. Aber je mehr solche Banken es gibt und je intensiver diese genutzt werden, umso billiger und günstiger wird die Behandlung,“
erklärte er.
Während seines Besuchs in den Labors der Cord Blood Center Gruppe äußerte sich der Präsident des Forschungsinstituts für Stammzelltherapien auch zu der neusten Entdeckung japanischer Forscher, die bekannt gaben, dass sich Blutzellen nach einem Säurebad zu Stammzellen umwandeln können. Nach seiner Meinung gefragt, zeigte sich McGuckin jedoch skeptisch: „Während meiner Karriere habe ich oftmals erlebt, wie sich viele Menschen bemühten, Stammzellen auf verschiedenste Art und Weise herzustellen. Einige behaupten, dass es möglich ist, Stammzellen aus jedem Teil des menschlichen Körpers zu erzeugen, andere sagen wiederum, dass sich reife Zellen mithilfe eines Gentransfers zu Stammzellen umprogrammieren lassen. Das Einzige worauf es aber ankommt, ist die Menge von Stammzellen, die hergestellt werden können. Sollte es wirklich möglich sein, Stammzellen aus Blutkörperchen in einer sauren Lösung zu gewinnen, so müssten sich Magenzellen, die der Wirkung von Magensaft ausgesetzt sind, ständig zu Stammzellen umwandeln, was aber nicht passiert. Dasselbe gilt auch für Muskelzellen in Bewegung oder Lungenzellen beim Tauchen, wenn in den Lungen eine saure Umgebung entsteht. Außerdem sind die Ergebnisse von Labortests und Verfahren, die auch in der Praxis bei Menschen wirklich funktionieren, zwei Paar Schuhe.“
„Dieser Besuch ist für uns von immenser Bedeutung. Wir wollen Kontakte zu internationalen Spitzenforschern wie Colin McGuckin pflegen. Wir können sehr viel von ihm lernen,“
sagte RNDr. Miroslav Kubeš, CSc., Forschungs- und Entwicklungsmanager aus dem Cord Blood Center, der zusammen mit seinen MitarbeiterInnen Colin McGuckin während des zweitägigen Besuchs begleitete.